Mühlenhistorie in Kleinbrembach

Für das im Jahre 786 erstmals erwähnte Kleinbrembach gibt es leider nur Hinweise auf das Vorhandensein älterer Mühlen.1521 wird ein Hans Thomas erwähnt, der eine Mühle an die Erfurter Karthäuser zurückgibt, da er sie ncht aufbauen konnte.[1] 1557 muß ein Heinz Ewald auf einen „achtel theil einer Mühl“ 19 Groschen und 4 Pfennig Türkensteuer abführen.[2] 

Im August 1784 heilte der D. Wilhelm Heinrich Sebastian Bucholz aus Weimar den sechsjährigen Sohn der Müllerfamilie Seyffart, welcher vom „wilden Hunde“ gebissen wurde, von der schon ausgebrochenen Tollwut. Der Müller wird ausdrücklich dem Erfurtschen Teil KB zugeordnet, was bedeutet, daß hier schon eine Mühle existierte.[3]

Die Gutsmühle in Kleinbrembach wird 1814 das erste Mal erwähnt und scheint auch in dieser Zeit gebaut worden zu sein. U.a. die Bauweise des Dachstuhles und das Fehlen von Vorgängerbauten am Ort scheinen dies zu bestätigen. „ eine Mühle mit zwei Mahlgängen, welche Scherkonde und Eselsborn, eine starke Quelle, welche nie zufriert und die Mühlwasser selbst im härtesten Winter offenhält, treibt…“. [4]

Zum benachbarten Gut gehörig, wurde die Mühle verpachtet.
Aus Archivunterlagen hervorgehende Pächter/Müller:
1875 Müller Johann Meitz
1882 Müller Emil Eberhardt
1919 Robert Hartmann / Aus dieser Zeit stammt ein Inventarverzeichnis in welchem u.a. der heute noch existente Elektromotor aus den Dresdener Sachsenwerken aufgeführt wurde.

1921 wird die Mühle von R. Hartmann aus dem Gut herausgekauft.
1924 möchte Hartmann die Mühle an seinen Schwager Wilhelm Rettig verkaufen, doch zieht sich dies bis 1928 hin, da die Landessiedlungsgesellschaft ein Vorkaufsrecht besaß und zu diesem Zeitpunkt, kein Interesse an einem Kauf zeigte, aber auch dem Verkauf zu Hartmanns Konditionen nicht zustimmte.

1928 Wilhelm Rettig kauft die Mühle

1930 wird seine Frau Charlotte als 50%ige Miteigentümerin im GB eingetragen Ab 1950 betreibt Familie Adam die Mühle

1965 der gewerbliche Betrieb der Mühle wird eingestellt

Bis 1985 wird privat Futterschrot gemahlen

1993 Lothar Siegert kauft die Mühle

Mehrere Interessenten wollen nur das Land, aber nicht die Mühlenruine kaufen

2003 Conni und Thomas Zühlsdorff erwerben die denkmalgeschützte Mühle und beginnen 2004 mit der Sanierung.

2011 erste öffentliche Besuche im Rahmen der 1225 Jahrfeier Kleinbrembachs

2015 der Ostgiebel wurde vollständig erneuert

 

Die ehemalige Gutsmühle ist ein 30x7m großer, dreiteilig eingerichteter Hof mit Schuppen und Nebengelaß

Im Hauptgebäude sind Stall-, Wohn- und Wirtschaftsteil vereint, eine Bauweise, welche schon vor 2000 Jahren gepflegt wurde. Das Erdgeschoß wurde aus heimischen Steinen, einem Dolomitfundament und aufgehendem Mauerwerk aus Gipskeupersteinen und Lehmziegeln errichtet. Das 1. OG besteht aus einem, mit Lehmziegeln ausgefachten Fachwerk in Stockbauweise, wobei der Westgiebel mit kleinen Gipskeupersteinen und der Ostgiebel mit Staketen, Flechtwerk und Lehmbewurf ausgefacht wurden. Der liegende Dachstuhl des Krüppelwalmdaches paßt nach Aussagen des Holzsachverständigen Heinemann aus Apolda gut in die Datierungins beginnende 19. Jhdt.

 

Entgegen erster Annahmen, daß die Mühle mittels nur eines Wasserrades angetrieben wurde, weisen Baubefunde undeine Flurkarte von 1921 eher auf einen Betrieb mittels zweier Wasserräder hin. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden mittelschlächtige Räder verwendet, da sowohl der Höhenunterschied als auch die geringe Fließgeschwindigkeit des Mühlbaches keinen Einsatzvon ober- oder unterschlächtigen Rädern ermöglichten und auch nichts auf einen Mühlteich hinweist. Bei ersten Spatenstichen hinter dem Haus trafen wir wahrscheinlich auf dieWelle eines Wasserrades. Diese besteht aus einem ca. 50 cm starken, 6-eckig bebeilten Eichenstamm. Um die Welle vor der Verwitterung zu schützen, beließen wir sie im feuchten Boden.

In der Mühle wurden im Laufe der 200 Jahre verschiedenste, teils noch nicht einzuordnende Umbauten ausgeführt, wobei die massivsten zu Beginn des 20. Jhdt. mit Sicherheit mit dem Einbau des 3x230 V- Motors in der sogenannten Meisterstube zusammenhängen, da hierdurch die Verteilung der Antriebskräfte vom Kammrad auf die Hauptwelle im EG von der Außenwand auf die Hofseite verlegt wurde. Heute liegt der Haupttransmissionsriemen, der die Hauptwelle im 1. OG treibt, an der Innenwand.

Die, ursprünglich in drei Geschossen aufgebaute, Mahl- und Siebtechnik wurde durch den Einbau einer Plattform in „halber Höhe“ des 1 OG um eine Arbeitsplattform erweitert. Auf dieser befinden sich heute noch zwei, von ursprünglich drei Steingängen. Einer dieser Steingänge dient alleine zur Herstellung von Schrot und ist nicht mit den verschiedenen Siebwerken und Paternostern verbunden.

Der Mahlvorgang in der KB Mühle läßt sich verkürzt so darstellen:

Vorsieben des Getreides mittels grobem Drahtsiebes,Transport des Getreides ins DG über Paternoster zum Aspirateur. Der darauffolgende Trieur zum Auslesen untermaßiger Samen aller Art befindet sich an der Decke des 1. OG. Von dort wird das Mahlgut den Brechern und Quetschen auf dem Podest zugeführtVon dort mittels Elevator wieder ins DG zur Kornrutsche verbracht, an der vor der Kornkiste Dauermagneten metallische Siebreste herausfiltern. Erster Mahlgang im EG über einen Walzenstuhl der Fa. Topf und Söhne Erfurt, welcher in den zwanziger Jahren das Non plus Ultra der Walzentechnik darstellte. Hier wurde das begehrte weiße Konditorenmehl ausgemahlen.Mittels Elevatoren wurde das Mahlgut ins Dachgeschoß zu den Trommelsichtern befördert und dort ausgesiebt und abgesackt.

Zur Weiterverarbeitung wurde es oberhalb des Steinganges in einen metallenen „Wunderwaldtrichter“ geschüttet, dessen Neuerung darin bestand, das Mahlgut schichtig zur Weiterverarbeitung nachrutschen zu lassen. Hierdurch konnte der Müller gezielt Mehl verschiedener Güten anhand der Farbe trennen.

 

[1] Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von SachsenVerfasser: August Schumann 1814

[2] Türkensteuer der Vogtey Brambach von 1557; In Bestand Türkensteuer, Nr. Reg.Pp.41, WE Beethovenplatz

[3] D. W. H. S. Bucholz,1785; Heilsame Wirkung der Belladonnawurzel

[4] Lexikon der Sachsen 1814-1827 von Schumann und Schiffner

 

 

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